Sparkassen: Immer noch niedrige Zinsen für Kunden
Die Sparkassen in Deutschland zahlen ihren Kunden für Tagesgeld und Festgeld noch immer keine oder nur extrem niedrige Zinsen. Das ist unverständlich, denn der EZB-Leitzins steht seit Monaten auf einem Rekordhoch von 4,50 Prozent. Warum die Sparkassen so knausern und welche Alternativen es gibt.
Das Wichtigste in Kürze:
- Der Zinssatz für Tages- und Festgeld ist von Sparkasse zu Sparkasse verschieden, denn die Institute arbeiten regional und bieten daher unterschiedliche Konditionen an.
- Laut einer aktuellen Zinsanalyse des Vergleichsportals Verivox zahlt jede fünfte Sparkasse in Deutschland keine oder nur sehr geringe Zinsen aufs Tagesgeld.
- Auch beim Festgeld bekommen Sparkassen-Kunden weniger Zinsen als bei Wettbewerbern.
- Wesentlich rentabler lassen sich Ersparnisse derzeit bei Direktbanken parken.
Seit der Zinswende im Juli 2022 ist der EZB-Leitzins von 0,50 auf 4,50 Prozent gestiegen. Ein so hohes Niveau hatte er zuletzt im Mai 2001 erreicht. Steigt der Leitzins, werden neu angelegte Tages- und Festgelder für Sparer rentabler, denn sie bekommen mehr Zinsen. Doch im Gegensatz zu anderen Geldanlegern spüren Sparkassen-Kunden davon bisher wenig.
Wie das Vergleichsportal Verivox in einer aktuellen Zinsanalyse ermittelte, zahlen 21 Prozent der 319 untersuchten Sparkassen in Deutschland fürs Tagesgeld entweder keine Zinsen (23 Institute) oder nur extrem niedrige Zinsen bis höchstens 0,25 Prozent (45 Institute). Bei nicht einmal jeder vierten Sparkasse (23 Prozent) erreicht die Verzinsung die 1-Prozent-Marke. Zum Vergleich: Von den 86 bundesweit aktiven Banken in der Verivox-Auswertung bieten 81 Prozent einen Tagesgeldzins von mindestens 1,00 Prozent an.
Beim Festgeld wiederum sind die Zinsen in den letzten Monaten allgemein gesunken. Der Grund: Die Geldinstitute haben in ihren Festgeldkonditionen bereits die Erwartung einer Leitzinssenkung eingepreist. Im bundesweiten Durchschnitt liegen die Zinsen für Festgeld mit einem Jahr Laufzeit laut Verivox momentan bei 3,03 Prozent. Längere Laufzeiten bleiben unter der 3-Prozent-Marke: Für zwei Jahre gibt es im Schnitt 2,89 Prozent, für fünf Jahre 2,59 Prozent.
Angesichts der mittlerweile auf 2,20 Prozent gesunkenen Inflationsrate (Stand April 2024) lässt sich also mit gut verzinsten Festgeldern wieder eine positive Realrendite erzielen.
Tagesgeld- und Festgeld-Angebote der 10 größten Sparkassen in Deutschland
Die zehn größten Sparkassen in Deutschland weisen bei den Tagesgeldzinsen zwar etwas bessere Angebote aus als die anderen Sparkassen in der Verivox-Analyse. Dennoch hinken die Angebote mit 0,50 bis 1,69 Prozent den aktuellen Zinssätzen anderer Anbieter wie Trade Republic (4,00 %), TF Bank (3,80 %), bunq (4,01 %) oder Barclays (3,60 %) meilenweit hinterher.
Nicht anders sieht es beim Festgeld aus. Mit 1,50 bis 3,00 Prozent Verzinsung liegen die zehn größten Sparkassen deutlich hinter den Banken zurück, die laut Verivox für Festgelder mit zwei Jahren Laufzeit aktuell bis zu 3,80 Prozent Zinsen zahlen.
Mini-Zinsen: Angebote der 10 größten Sparkassen
Info | Tagesgeldzinsen pro Jahr | Festgeldzinsen pro Jahr |
---|---|---|
Hamburger Sparkasse | 1,00 % bis 50.000 € 0,60 % über 50.000 € | Mindestanlagebetrag: 2.500 € 1 Jahr: 1,60 % 2 Jahre: 2,20 % 3 Jahre: 2,40 % 4 Jahre: 2,60 % 5 – 7 Jahre: 2,70 % |
Kreissparkasse Köln | 1,50 % bis 99.999,99 € 1,00 % ab 100.000 € | Kein Festgeld, dafür Sparkassenbrief. Mindestanlagebetrag: 500 € 2 – 5 Jahre: 2,25 % 6 – 8 Jahre: 2,35 % 9 – 10 Jahre: 2,45 % |
Sparkasse KölnBonn | 1,25 % | Mindestanlagebetrag: 1.000 € 1 Jahr: 3,00 % 2 Jahre: 2,50 % 3 – 5 Jahre: 2,25 % 10 Jahre: 2,25 % |
Stadtsparkasse München | 1,00 % | Mindestanlagebetrag: 500 € 1 Jahr: 2,80 % 2 – 5 Jahre: 2,30 % |
Frankfurter Sparkasse | 0,50 % Für 14-25-Jährige: 1,00 % bis 4.999,99 € 0,50 % ab 5.000 € | Mindestanlagebetrag: 10.000 € 3 Monate: 1,60 % 6 Monate: 2,30 % 9 Monate: 2,50 % 12 Monate 2,90 % |
Sparkasse Hannover | 1,40 % | Kein Festgeld, dafür Sparkassenbrief. Mindestanlagebetrag: 5.000 € 1 Jahr: 2,80 % 2 Jahre: 2,50 % 3 – 5 Jahre: 2,10 % 10 Jahre: 2,50 % |
Sparkasse Pforzheim Calw | 0,50 % | Kein Festgeld, dafür Sparkassenbrief. Mindestanlagebetrag: 2.500 € 1 – 2 Jahre: 2,50 % 3 Jahre: 2,80 % 4 Jahre: 2,90 % 5 Jahre: 3,00 % 6 – 7 Jahre: 2,80 % |
Mittelbrandenburgische Sparkasse in Potsdam | 0,50 % ab 0,01 € 0,80 % über 10.000 € 1,00 % über 50.000 € 1,25 ab 500.000 € | Mindestanlagebetrag: 2.500 € 1 -2 Jahre: 1,50 % 3 – 7 Jahre: 1,65 % 8 – 10 Jahre: 1,85 % |
Ostsächsische Sparkasse Dresden | 1,00 % ab 0 € 1,15 % ab 10.000 € 1,30 % ab 25.000 € 1,50 % ab 50.000 € 1,69 % ab 500.000 € | Mindestanlagebetrag: 5.000 € 1 Jahr: 2,35 % 2 Jahre: 2,20 % |
Stadtsparkasse Düsseldorf | 0,70 % | Mindestanlagebetrag: 5.000 € 1-2 Jahre: 2,75 % 3, 5, 8 Jahre: 2,50 % 10 Jahre: 0,01 % |
Darum knausern die Sparkassen mit den Zinsen
Während andere Sparer bei Fintechs und Direktbanken seit Monaten steigende Zinsen einstreichen, treten die Festgeld- und Tagesgeld-Verzinsungen von Sparkassen-Kunden mehr oder weniger auf der Stelle. Daran dürfte sich auch in Zukunft nicht viel ändern.
Der Deutsche Sparkassen- und Giroverband e. V. erklärt dieses Ärgernis mit seinem Geschäftsmodell. Im Gegensatz zu Banken, die ausschließlich auf das Erwirtschaften von Profit ausgerichtet seien, bestehe die Aufgabe der Sparkassen darin, Menschen die wirtschaftliche und soziale Teilhabe an der Gesellschaft zu ermöglichen, so der Verband. Darum gebe es bei Finanzierungen eine Langfristkultur, die dem Kreditnehmer langfristig niedrige Zinsen bei Investitionen wie etwa einem Auto- oder Immobilienkauf sichert. Da diese Kredite den Sparkassen aber auf Jahre hinaus wenig Rendite einbringen, könnten die Verzinsungen von Kundeneinlagen nicht im gleichen Tempo steigen wie die Leitzinsen.
Helmut Schleweis, Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV), sieht die Fixierung auf Tagesgelder ohnehin kritisch. „Mit Tagesgeld spart man der Inflation hinterher”, betont er. „Kaufkrafterhalt funktioniert am besten über breit gestreute Wertpapieranlagen.“ Anleger sollten sich langfristig orientieren und müssten dazu bereit sein, kurzfristige Wertschwankungen auszuhalten.
Alternativen zu Sparkassen-Angeboten
Der Verweis des DSGV-Präsidenten auf den Aktienmarkt mag richtig sein. Doch für viele Anleger kommt Spekulieren nicht in Frage. Sie wollen ihr mühsam erspartes Geld lieber sicher und kalkulierbar anlegen.
Sicherheit und hohe Zinsen zugleich finden Anleger bei Fintechs beziehungsweise Online- oder Direktbanken. Diese Unternehmen bieten ihre Finanzdienstleistungen online über Software an, meist geht es dabei um Banking und Brokerage via Smartphone-App. Da sie keine kostenintensiven Filialen unterhalten müssen, können sie günstigere Konditionen anbieten. Diesen Vorteil nutzen sie seit der Zinswende auch zur Gewinnung neuer Kunden über attraktive Tagesgeld- und Festgeld-Zinsen.
Interessante Zinsangebote finden Anleger aktuell zum Beispiel bei Trade Republic, Consorsbank und TF Bank:
- Trade Republic ist ein Berliner Online Broker mit Vollbanklizenz. Das Unternehmen bietet 4,00 % Zinsen für Tagesgeld bis 50.000 Euro, und das nicht nur für neue, sondern auch für bestehende Kunden.
- Die Consorsbank mit Sitz in Nürnberg und München ist eine Tochter der französischen Großbank BNP Paribas und, gemessen an der Kundenzahl, die fünftgrößte Direktbank Deutschlands. Tagesgeld bringt hier für fünf Monate 3,75 Prozent.
- Bei der TF Bank handelt es sich um eine schwedische Bank, die zunächst nur als Kreditvermittler tätig war, seit dem Erwerb der Banklizenz 2012 aber international expandiert. In Deutschland bietet sie neben einer Kreditkarte ein Tagesgeldkonto mit 3,80 Prozent Zinsen für drei Monate und ein Festgeldkonto mit aktuell 3,35 Prozent Zinsen an.
Sparkassen-Alternativen im Vergleich
Info | Tagesgeldzinsen p. a. | Festgeldzinsen p. a. |
---|---|---|
Trade Republic | 4,00 % bis 50.000 € | – |
Consorsbank | 5 Monate ab Kontoeröffnung: 3,75 % bis 1 Mio. Euro 1,00 % über 1 Mio. Euro | Mindestanlagebetrag: 2.500 € 2,50 % für Laufzeiten von je 1/2, 1, 2, 3, 4 oder 5 Jahren |
TF Bank | 3 Monate ab Kontoeröffnung: 3,80 % für Neukunden, danach 1,45 % wie für Bestandskunden | Mindestanlagebetrag: 5.000 € 3,35 % für 12 Monate |
Noch mal zum Vergleich: Die zehn größten Sparkassen Deutschlands verzinsen Tagesgeld aktuell mit 0,50 bis 1,69 Prozent und Festgeld mit 1,50 bis 3,00 Prozent. Wer also 10.000 Euro auf ein Tagesgeldkonto zum Beispiel bei der Kreissparkasse Köln überweist, die immerhin 1,50 Prozent Zinsen bietet, erhält nach einem Jahr 150 Euro Gutschrift. Bei Trade Republic wären es 400 Euro.
Was die obigen Zinsvergleiche ebenfalls zeigen: Die Tagesgeldzinsen der Sparkassen sind niedriger als die Festgeldzinsen – bei den Direktbanken ist es umgekehrt. Für Zinsjäger ist damit klar: Die Tagesgeldzinsen der Onlinebanken sind erste Wahl, auch für kurze Anlagehorizonte. Denn sie bringen eine höhere Verzinsung als Festgeldkonten und bieten im Gegensatz zu Letzteren den Vorteil, dass der Anleger jederzeit über das Geld verfügen kann.
Vorteile und Nachteile von Tagesgeld
Vorteile von Tagesgeld
Nachteile von Tagesgeld
-
Variable Zinsen
Die Bank kann zum Ausgleich der flexiblen Anlagedauer die Zinsen jederzeit ändern
-
Keine Planbarkeit
Der Ertrag der Geldanlage ist wegen des flexiblen Zinssatzes nicht planbar
Vorteile und Nachteile von Festgeld
Vorteile von Festgeld
Nachteile von Festgeld
-
Keine Verfügbarkeit
Der Anleger kann während der Laufzeit nicht über sein Geld verfügen
-
Keine Teileinzahlungen
Der Anlagebetrag muss komplett eingezahlt werden, das Konto kann nicht bespart werden
Finanzfuchs: Wir stellen uns vor
Bei Finanzfuchs dreht sich alles um schlaues Finanzmanagement. Als Vergleichsportal für Verbraucher:innen bieten wir detaillierte Analysen und fundierte Empfehlungen, damit jeder seine Finanzen optimal steuern kann. Unsere Experten:innen wissen, wie kostbar Zeit ist – deshalb nehmen wir die Recherche ernst und durchforsten den Markt nach den besten Optionen und Möglichkeiten.
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Häufig gestellte Fragen zu Tages- und Festgeld
Wer nicht benötigte Geldbeträge auf einem Girokonto liegen hat, kann diese zurzeit relativ gewinnbringend auf einem Tagesgeldkonto anlegen. Denn seit dem Ende der Nullzinsphase im Sommer 2022 sind die Zinsen kräftig gestiegen. Aktuell werden Tagesgeldkonten bei Anbietern wie TF Bank mit 3,80 Prozent oder Trade Republic mit 4,00 Prozent verzinst. Die Sparkassen zahlen kaum halb so hohe Tagesgeldzinsen.
In der Regel zahlen Finanzinstitute für Festgeld mehr Zinsen, weil sie über einen längeren Zeitraum mit dem Geld arbeiten können. Der Anleger kann in dieser Zeit nicht über das Festgeld verfügen, über sein Tagesgeld schon. Für diese Flexibilität muss der Sparer normalerweise niedrigere Zinsen in Kauf nehmen. Aktuell bieten Fintechs und Direktbanken jedoch Tagesgeldzinsen über dem Niveau von Festgeldzinsen an.
Die Zinsen für Festgelder befinden sich seit einiger Zeit im Sinkflug, da die Geldinstitute mit einer Zinssenkung durch die EZB rechnen. Das aktuelle Niveau von durchschnittlich rund 3,00 Prozent übertrifft die Inflationsrate von 2,20 Prozent noch deutlich, sodass reale Renditen möglich sind. Wer die Vorteile der Festgeldanlage nutzen will, sollte sich das aktuelle Festgeld-Zinsniveau jetzt für längere Zeit sichern, bevor die EZB tatsächlich den Leitzins senkt.
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