Traumzins: 5 % auf Tagesgeld – Wo ist der Haken
Die Oldenburgische Landesbank (OLB) sorgt derzeit mit sagenhaften 5,00 Prozent Zinsen aufs Tagesgeld für Furore. Keine andere deutsche Bank bietet mehr. Doch um die Rekordzinsen zu bekommen, muss der Anleger einige Kröten schlucken.
Das Wichtigste in Kürze:
- Mit 5 Prozent Zinsen p. a. aufs Tagesgeld überbietet die Oldenburgische Landesbank (OLB) derzeit alle anderen deutschen Banken.
- Den hohen Zinssatz bekommen aber nur neue Kunden, die auch ein kostenpflichtiges Girokonto eröffnen.
- Das Topangebot gilt lediglich für zwei Monate, danach fällt der Zinssatz auf 1,00 Prozent.
Während sich die meisten Banken auf baldige Leitzinssenkungen durch die EZB einstellen und ihre Zinsen für Tagesgeld und Festgeld senken, hat die Oldenburgische Landesbank ihren Zinssatz für Tagesgeld auf unglaubliche 5 Prozent p. a. erhöht. Damit ist die OLB der einsame Spitzenreiter unter den deutschen Banken. Kein anderes inländisches Finanzinstitut bietet aktuell mehr Zinsen für Tagesgeld. Mit Abstand folgen Trade Republic mit 4,00 Prozent, die Consorsbank mit 3,75 Prozent und Comdirect mit 3,25 Prozent.
5 Prozent klingt gut, aber…
So verlockend das OLB-Angebot auf den ersten Blick erscheint, so schnell entzaubert es sich bei genauerer Betrachtung. Denn die 5,00 Prozent Zinsen aufs Tagesgeld gibt es nur unter ganz bestimmten Voraussetzungen. Man könnte auch sagen: Die Sache hat drei Haken.
Haken Nummer 1: Kostenpflichtiges Girokonto
Das hohe Zinsangebot der Oldenburgischen Landesbank gilt ausschließlich für Neukunden, die ein gebührenpflichtiges Girokonto eröffnen. Obwohl die Bank sechs Kontomodelle anbietet, muss es sich um ein Girokonto M oder Girokonto Premium handeln. Diese kosten monatlich 6,50 Euro beziehungsweise 14,90 Euro.
Die Konten lassen sich innerhalb von 10 bis 15 Minuten einfach in der OLB Banking App eröffnen. Während dieses Vorgangs kann in der App unter dem Menüpunkt „Produkte“ das Tagesgeldkonto angelegt werden.
Als Neukunden definiert die OLB „Personen, die innerhalb von 14 Tagen vor Eröffnung des Tagesgeldkontos ihr Girokonto bei der OLB über die OLB Banking App eröffnet haben und die vor der Eröffnung dieses Girokontos noch kein anderes Produkt bei der OLB hatten. Voraussetzung für den Sonderzins von 5,00 % p. a. ist die Eröffnung eines Girokontos M oder Premium und die Eröffnung eines Tagesgeldkontos über die OLB Banking App.“
Haken Nummer 2: Sehr kurze Laufzeit
Neukunden der OLB erhalten den Sonderzins von 5,00 Prozent ab dem Tag der Eröffnung des Tagesgeldkontos für lediglich zwei Monate. Bis vor kurzem waren es noch drei Monate, was ebenfalls vergleichsweise kurz war.
Nach Ablauf der zwei Monate wird der gesamte Anlagebetrag auf dem Tagesgeldkonto laut OLB „variabel gemäß den aktuellen Konditionen im Preisaushang Teil I verzinst“. Das heißt: Die Verzinsung fällt auf den für Bestandskunden gültigen Zinssatz von lediglich 1,00 Prozent zurück. Gleiches gilt bei Erledigung des neuen Girokontos M oder Premium vor Ablauf der zwei Monate.
Haken Nummer 3: Limitierte Anlagesumme
Den 5-prozentigen Sonderzins erhalten OLB-Neukunden nur für Anlagebeträge bis 50.000 Euro. Alle darüber hinausgehenden Anlagebeträge sowie alle Anlagebeträge auf weiteren Tagesgeldkonten werden mit 1,00 Prozent verzinst.
Das Tagesgeld-Angebot der OLB auf einen Blick | |
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Verzinsung | 5,00 Prozent |
Laufzeit | zwei Monate, danach 1,00 Prozent |
Anlagesummer | max. 50.000 Euro, Beträge darüber 1,00 Prozent |
Voraussetzung | nur für Neukunden nur bei Eröffnung eines Girokonto M oder Girokonto Premium in der OLB-App Tagesgeldkonto muss ebenfalls in der App eröffnet werden |
Kontokosten | OLB-Girokonto M: 6,50 € / Monat OLB-Girokonto Premium: 14,90 € / Monat |
Webseite | www.olb.de |
Wann sich das OLB-Angebot lohnt
Wer für eine nur zweimonatige Laufzeit den Aufwand für die Girokonto- und Tagesgeldkonto-Eröffnung inklusive Geldübertrag sowie anschließender Rücküberweisung, Kontokündigung und Neuanlage nicht scheut, der sollte sich das 5-Prozent-Angebot nicht entgehen lassen. Entscheidend dabei ist, genügend Geld auf das OLB-Tagesgeldkonto zu überweisen, damit der Zinsertrag nach Abzug der Kontoführungsgebühren immer noch höher ist als bei anderen Banken, die weniger Zinsen, aber kostenfreie Konten anbieten.
Um es konkret zu machen: Beim OLB Girokonto M fallen für zwei Monate 13 Euro Gebühr an, beim OLB Girokonto Premium immerhin schon 29,80 Euro. Folglich müssen mindestens 1.600 Euro beziehungsweise 3.600 Euro auf das OLB-Tagesgeldkonto fließen, damit die 5,00 Prozent Zinsen in zwei Monaten überhaupt die Girokonto-Kosten decken können. Erst oberhalb dieser Einzahlungssummen beginnt die Gewinnzone.
Wer nun zum Beispiel 10.000 Euro auf dem OLB-Tagesgeldkonto anlegt, bekommt für zwei Monate 83,33 Euro Zinsen. Abzüglich der 13 Euro Kontogebühr für das Girokonto M bleiben 70,33 Euro Gewinn. Bei 20.000 Euro Anlagesumme wären es 166,67 Euro Gewinn und bei den maximal möglichen 50.000 Euro bereits 416,67 Euro. Mit anderen Worten: Je höher der eingezahlte Betrag, desto mehr lohnt sich das derzeitige OLB-Tagesgeld-Angebot.
Alternativen mit längeren Laufzeiten
Auch wenn der Wechsel zur OLB bei entsprechenden Anlagebeträgen sehr einträglich ist – es stellt sich aber schon bei Kontoeröffnung die Frage: Wohin mit dem Geld in zwei Monaten? Es für 1,00 Prozent bei der OLB liegenzulassen, wäre töricht angesichts der attraktiven Tagesgeldzinsen bei anderen Inlandsbanken.
Für alle, die für die Zeit danach etwas suchen, aber auch für alle, die den Wechselaufwand für nur zwei Monate Laufzeit scheuen, könnten Neukundenangebote mit weniger Zinsen, aber längeren Laufzeiten eine Alternative sein.
Der Neobroker Trade Republic zum Beispiel bietet für nicht investierte Guthaben auf Verrechnungskonten 4,00 Prozent Zinsen für Beträge von bis zu 50.000 Euro. Und das ohne zeitliche Befristung bei kostenloser Kontoführung. Verglichen mit dem OLB-Tagesgeld, das für 10.000 Euro nach zwei Monaten gut 70 Euro Zinsen einbringt (nach Abzug der Kontogebühr), erhält der Anleger bei Trade Republic für die gleiche Summe und Laufzeit 66,67 Euro. Das ist zwar etwas weniger, doch dafür kann er die Geldanlage einfach weiterlaufen lassen und so lange 4,00 Prozent Zinsen kassieren, bis Trade Republic einen anderen Zinssatz beschließt.
Die Consorsbank zahlt derzeit 3,75 Prozent Zinsen für Tagesgeldbeträge von bis zu 1 Million Euro. Das Angebot gilt für fünf Monate. Die Kontoführung ist kostenlos. Für 10.000 Euro Anlagebetrag würden hier in zwei Monaten 62,50 Euro Zinsen anfallen.
Comdirect wirbt derzeit mit einem Tagesgeldzinssatz von 3,25 Prozent bis zu einem Anlagebetrag von 1 Million Euro. Zwar ist der Zinssatz auf drei Monate befristet, dafür ist die Kontoführung kostenlos. Wieder verglichen mit der OLB-Laufzeit kämen bei Comdirect nach zwei Monaten 54,17 Euro Zinszahlung aufs Konto.
Empfehlenswert bei richtiger Nutzung
Richtig genutzt, lohnt sich das zweimonatige 5-Prozent-Tagesgeld-Angebot der OLB auf jeden Fall. Dazu muss eine entsprechend hohe Anlagesumme investiert werden, deren Zinsertrag nach Abzug der Kontoführungsgebühr den Ertrag anderer Tagesgeldangebote mit kostenfreier Kontoführung übersteigt. Wichtig ist außerdem, dass der Anleger das OLB-Tagesgeldkonto und das Girokonto rechtzeitig wieder kündigt. Ansonsten fallen weiterhin Kontogebühren an, während das Tagesgeld nur noch mit 1,00 statt 5,00 Prozent verzinst wird.
Noch mal zum Vergleich: Die zehn größten Sparkassen Deutschlands verzinsen Tagesgeld aktuell mit 0,50 bis 1,69 Prozent und Festgeld mit 1,50 bis 3,00 Prozent. Wer also 10.000 Euro auf ein Tagesgeldkonto zum Beispiel bei der Kreissparkasse Köln überweist, die immerhin 1,50 Prozent Zinsen bietet, erhält nach einem Jahr 150 Euro Gutschrift. Bei Trade Republic wären es 400 Euro.
Was die obigen Zinsvergleiche ebenfalls zeigen: Die Tagesgeldzinsen der Sparkassen sind niedriger als die Festgeldzinsen – bei den Direktbanken ist es umgekehrt. Für Zinsjäger ist damit klar: Die Tagesgeldzinsen der Onlinebanken sind erste Wahl, auch für kurze Anlagehorizonte. Denn sie bringen eine höhere Verzinsung als Festgeldkonten und bieten im Gegensatz zu Letzteren den Vorteil, dass der Anleger jederzeit über das Geld verfügen kann.
Vorteile und Nachteile von Tagesgeld
Vorteile von Tagesgeld
Nachteile von Tagesgeld
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Variable Zinssätze
Kontoanbieter können Zinssätze jederzeit nach Marktlage ändern
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Kein Inflationsausgleich
Tagesgeldzinsen sind meist niedriger als die Inflationsrate
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Schmälerung des Zinsertrags
Muss zum Tagesgeldkonto ein kostenpflichtiges Girokonto eröffnet werden, schmälert das den Zinsertrag
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Nicht als Langfristanlage
Tagesgeld eignet sich nur zur vorübergehenden Aufbewahrung von Geldern, z. B als eiserne Reserve, nicht als Langfristanlage mit Renditezielen
Finanzfuchs: Wir stellen uns vor
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Häufig gestellte Fragen zur Oldenburgischen Landesbank
Die Oldenburgische Landesbank (OLB) ist eine 1869 gegründete private Universalbank, die vor allem im Nordwesten Deutschlands, aber auch bundesweit in ausgewählten Großstädten präsent ist. Sie betreut ihre Kunden vor Ort und über digitale Kanäle in den Segmenten Private Banking, Unternehmensfinanzierungen und Spezialfinanzierungen.
Kundengelder sind bei der OLB durch das gesetzliche Einlagensicherungssystem bis 100.000 Euro pro Einleger gegen eine Bankinsolvenz abgesichert. Das Geldinstitut gehört der Entschädigungseinrichtung deutscher Banken an. Bei Ausfall des Kreditinstituts beträgt die Erstattungsfrist sieben Arbeitstage.
Haupteigentümer der OLB sind Apollo Global Management, der US-Pensionsfonds Teacher Retirement System of Texas sowie die Investment-Firma Grovepoint. Diese drei Investoren hatten 2014 zunächst die KBC Bank Deutschland gekauft und in Bremer Kreditbank (BKB) umbenannt. Später kauften sie auch das Bankhaus Neelmeyer und die OLB. Letztere wurde 2018 mit der BKB und dem Bankhaus Neelmeyer fusioniert.
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