Zum Inhalt springen
Lesezeit – 8 Minuten
Zuletzt aktualisiert: 3 Juli, 2024

Geschäftskonto oder Privatkonto?

Freiberufler und Selbstständige sind nicht verpflichtet, ein Geschäftskonto zu führen. Sie können auch ihr privates Girokonto für geschäftliche Zwecke nutzen, wenn ihre Bank das erlaubt. Allerdings erleichtert eine Trennung der Geldflüsse die Übersicht und die Buchhaltung. Die Sorge, dass ein Geschäftskonto zu teuer sei, ist unbegründet. Es gibt auch günstige und kostenfreie Angebote.

Frank Baecke
Autor
Finanzfuchs
Geprüft von
Finanzfuchs-Redaktion

Das Wichtigste in Kürze:

  • Ein Geschäftskonto zu führen ist sinnvoll, auch wenn Inhaber von Einzelunternehmen und Personengesellschaften nicht dazu verpflichtet sind.
  • Viele Geschäftskonten sind teuer, doch vor allem bei Onlinebanken sind günstige und kostenfreie Kontomodelle zu finden.
  • Aber Vorsicht: Ein Gratis-Geschäftskonto nützt wenig, wenn nur die Monatsgebühr entfällt, dafür aber jede einzelne Leistung eine Gebühr kostet. 
  • Wer ein günstiges oder kostenloses Geschäftskonto sucht, sollte auf viele Inklusivleistungen und niedrige Gebühren achten.

Nicht jeder Unternehmer muss ein Geschäftskonto führen. Selbstständige, Freiberufler und eingetragene Kaufmänner/frauen können für ihre Geschäftstätigkeit auch ihr privates Girokonto nutzen, wenn die allgemeinen Geschäftsbedingungen ihrer Bank das gestatten. Auch Inhaber von Personengesellschaften müssen kein Geschäftskonto eröffnen. Lediglich Kapitalgesellschaften sind gesetzlich dazu verpflichtet.

Für wen die Geschäftskonto-Pflicht gilt und für wen nicht

RechtsformGeschäftskonto-Pflicht
EinzelunternehmenSelbstständige, Freiberufler, eingetragener Kaufmannnein
PersonengesellschaftenGbR, OHG, KG, PartG, StGes, GmbH & Co.KGnein
KapitalgesellschaftenGmbH, AG, UG, KGaA, SEja
Quelle: Eigenrecherche, Juli 2024

Vorteile eines Geschäftskontos

Ob Pflicht oder nicht – ein Geschäftskonto bietet viele Vorteile und ist darum auch Gründern, Freiberuflern und Selbstständigen zu empfehlen. Der Hauptvorteil besteht darin, dass private und geschäftliche Transaktionen sauber getrennt werden. Das vereinfacht den Überblick über die Einnahmen und Ausgaben. Ein Geschäftskonto, auf dem alle Rechnungsbeträge, Steuerzahlungen, Mieten, Gehälter, Versicherungen und so weiter komplett erfasst sind, ist außerdem eine große Hilfe bei der Buchhaltung, bei der Steuererklärung und bei Rückfragen des Finanzamtes.

Darüber hinaus verfügen Geschäftskonten über praktische Funktionen, die es bei privaten Girokonten nicht gibt. So bieten viele Geschäftskonten die Möglichkeit,

  • eine automatisierte Online-Buchhaltungslösung zu integrieren

  • Unterkonten für verschiedene Zwecke, etwa Steuerrücklagen, anzulegen

  • eine Kontokorrentlinie zur Überbrückung von Liquiditätsengpässen einzurichten

  • geschäftliche Kreditkarten an Mitarbeiter auszugeben oder auch

  • Lastschriften bei Kunden zu ziehen.

Wer gleich ein Geschäftskonto wählt, hat später weniger Arbeit

Idealerweise wird das Geschäftskonto gleich zu Beginn der unternehmerischen Tätigkeit eröffnet. Wer dagegen mit seinem Privatkonto in die Selbstständigkeit startet und erst später auf ein Geschäftskonto umstellt, hat dann mehr Arbeit. Es müssen dann die privaten und geschäftlichen Transaktionen auseinander sortiert, alle Unterlagen mit den Rechnungsdaten aktualisiert und sämtliche Kunden über die neue Kontoverbindung informiert werden. Dieser Aufwand lässt sich vermeiden, wenn gleich vom Start weg ein Geschäftskonto genutzt wird.

Das passende Geschäftskonto finden

Geschäftskonto ist nicht gleich Geschäftskonto. Die Angebote unterscheiden sich in den Leistungen und Gebühren deutlich voneinander. Ausgangspunkt bei der Suche nach einem passenden Geschäftskonto ist die eigene Situation: Freiberufler und Solo-Selbstständige benötigen weniger Kontoleistungen als Unternehmer mit Angestellten. Für Start-up-Gründer sind Kontomodelle mit reduzierten Gebühren interessant. Größere Unternehmen brauchen Geschäftskonto-Anbieter, die kompetent beraten und Wachstum finanzieren.

Bei der Kontowahl ist außerdem darauf zu achten, wie die Anbieter den Zahlungsverkehr regeln und bepreisen. Ein Gastronom, der täglich Bargeld auf sein Geschäftskonto einzahlen muss, braucht ein Konto mit möglichst geringen Einzahlungsgebühren. Ein Webshop-Betreiber, der nur mit Onlinebuchungen zu tun hat, benötigt ein Konto mit möglichst vielen kostenfreien Buchungsposten pro Monat. Ein Serviceunternehmen, das auch im Ausland tätig ist, braucht ein Konto, über das Auslandszahlungen kostengünstig empfangen und getätigt werden können.

Kurzum, aus jeder Geschäftssituation ergeben sich andere Anforderungen an das Konto. Die Kontoanbieter reagieren darauf, indem sie für Geschäfts- und Unternehmenskunden unterschiedliche Kontomodelle bereitstellen.

Filialbank oder Onlinebank

Grundsätzlich haben Geschäfts- und Unternehmenskunden die Wahl, ob sie ihr Geschäftskonto bei einer Filialbank oder bei einer Onlinebank eröffnen.

  • Filialbanken punkten mit Präsenz vor Ort und einem dichten Netz von Geldautomaten. Der Kunde kann überall persönliche Beratung bekommen, Bargeld abheben, Schecks einreichen und Einzahlungen vornehmen.

  • Onlinebanken unterhalten keine Filialen, darum können sie manche Leistungen günstiger anbieten. Wer keine persönliche Beratung benötigt, alle Zahlungsvorgänge online erledigt und kein Bargeld einzahlen muss, der sollte ein Onlinekonto in Betracht ziehen.

Filialbank-Geschäftskonten im Vergleich

In der folgenden Tabelle sind Preise und Leistungen bekannter Filialbanken gegenübergestellt.

CommerzbankPostbankTargobank
Geschäftskontomodelle333
Monatsgebühren je nach Kontomodell12,90 € – 29,90 €9,90 € – 16,90 €9,90 € – 26,90 €
Kostenloses Geschäftskontoneinneinnein
Unterkontenjaneinnein
Kostenfreie Buchungen pro Monat je nach Kontomodell10 – 50nein (jeder Posten 0,10 – 0,22 €)30 – 75
SEPA-Echtzeitüberweisungen je nach Kontomodell1,50 €0,30 € – 0,45 €0,60 €
SWIFT-Überweisungenkeine Preisangabe, Entgelte in der Regel nach SHARE-Optioneingehende: 0,8 ‰, mind. 6 €, max. 40 € 
ausgehende: 0,5 ‰, mind. 5 €, max. 30 €
0,15 %, mind. 12,50 €, max. 999 € für ein- und ausgehende (SHARE)
Buchhaltungsintegrationinklusivenicht inklusive, aber Rabatte auf Produkte von Kooperationspartnern (z. B. Lexoffice, Sevdesk u. a.)8,99 € – 53 € mtl. je nach Kontomodell
Bargeld einzahlen2,50 € am Automaten

3,50 € am Schalter
3 € je angefangene 5.000 Euro, zzgl. Buchungsentgelt von 0,22 €, 0,14 € oder 0,10 € je nach Kontomodell5 x kostenlos pro Monat, danach je 2,50 €
Bargeld abheben2,50 € am Automaten

3,50 € am Schalter
0 € mit Debitkarte am Postbank-Schalter und -Automaten, zzgl. Buchungsentgelt von 0,10 – 0,22 € je nach Kontomodellkostenlos an allen Targobank-Automaten, bei CashPool-Partnerbanken und bei 12.000 Partnern mit Bargeld-Service, z. B. Supermärkte
Webseitecommerzbank.depostbank.detargobank.de
Quelle: Webseiten der Anbieter. Stand: Juli 2024

Kostenfreie Geschäftskonten – nur bei Onlinebanken

Kostenfreie Geschäftskontomodelle sucht man bei Filialbanken vergebens. Die Monatspreise sind zwar moderat, doch für einige Leistungen fallen teils hohe Gebühren an. So kostet jede Bargeldein- und -auszahlung bei der Commerzbank 2,50 Euro am Automaten und 3,50 Euro am Schalter. Die Postbank berechnet pro Vorgang 2,50 Euro zuzüglich 0,10 bis 0,22 Euro Buchungsentgelt. Wer viel mit Bargeld zu tun hat, fährt bei der Targobank besser. Hier sind fünf Einzahlungen pro Monat kostenfrei und alle Auszahlungen kostenlos.

Nachteilig könnte für manchen Unternehmer auch sein, dass Unterkonten bei Filialbanken eher nicht üblich sind, und dass die Zahl der kostenfreien Buchungsposten pro Monat stark limitiert ist. Bei der Postbank sind sogar alle Buchungen gebührenpflichtig.

Über die hohen Gebühren wird das große Niederlassungs- und Automatennetz der Filialbanken mitfinanziert. Die Präsenz vor Ort ist für alle Geschäftskunden von Vorteil, die oft Bargeld einzahlen und abheben oder persönliche Beratung benötigen. Diese Services bieten Onlinebanken nicht.

Onlinebank-Geschäftskonten im Vergleich

Die folgende Tabelle bietet einen Überblick über aktuelle Preise und Leistungen bekannter Onlinebanken.

FinomQontoN26
Geschäftskontomodelle494
Monatsgebühren je nach Kontomodell0,00 € – 140,42 €13,09 € – 355,81 €0,00 € – 16,90 €
Kostenloses Geschäftskonto1nein1
Unterkontenjajaja
Kostenfreie Buchungen pro Monat je nach Kontomodell50 – 20030 – 1.000unbegrenzt
SEPA-Echtzeitüberweisungen je nach KontomodellBis 500 €: 1 €

Bis 2.000 €: 3 €

Über 2.000 €: 5 €
30 – 1.000 kostenlos, danach je 0,40 – 0,25 € (je nach Kontomodell)kostenlos für Premium-Konten

0,49 € im kostenlosen Standard-Konto
SWIFT-Überweisungen0 € für eingehende 

keine ausgehenden möglich
5 € für eingehende

0,5 – 1,00 % + 5 € für ausgehende (je nach Kontomodell)
0,1 % + 12,50 € für eingehende

keine ausgehenden möglich
Buchhaltungsintegrationinklusiveinklusive (außer im Basic-Konto)nein
Bargeld einzahlennicht möglichnicht möglichnur in Supermärkten via Smartphone-App möglich, Gebühr: 1,5 % des Betrags
Bargeld abheben0 % – 7 % (je nach Abhebebetrag)0 € – 2 € pro Abhebung (je nach Karte)Mit Smartphone-App: kostenlos

Mit Mastercard: 3 – 8 Abhebungen kostenlos, danach je 2 €
Webseitefinom.deqonto.comn26.com
Quelle: Webseiten der Anbieter. Stand: Juli 2024

Freiberufler, Selbstständige und Kleinstunternehmer aufgepasst!

Onlinebanken bieten mehr Geschäftskontomodelle an als Filialbanken. Dadurch ist hier die Chance größer, ein optimal zum eigenen Geschäft passendes Konto zu finden. Außerdem gibt es bei Onlinebanken auch kostenfreie Geschäftskonten. Das dürfte vor allem für Freiberufler, Selbstständige und Kleinstunternehmen mit eher niedrigen Umsätzen und wenigen Buchungsposten pro Monat interessant sein. Weitere auffällige Unterschiede zu den Filialbank-Geschäftskonten sind die Verfügbarkeit von Unterkonten und die wesentlich höhere oder sogar unbegrenzte Anzahl kostenfreier Buchungen pro Monat.

Ein Nachteil ist, dass Bargeld bei Onlinebanken nicht oder nur eingeschränkt eingezahlt werden kann. Finom und Qonto bieten keine Möglichkeit hierfür. N26 ermöglicht Einzahlungen zumindest via Smartphone-App an Supermarktkassen. Dafür fallen 1,5 Prozent Gebühr an.

Die teils erheblich teureren Monatspreise der Onlinebankkonten müssen im Verhältnis zu den Leistungen gesehen werden. Es wird schnell deutlich, dass ein vermeintlich teures Onlinekonto günstiger sein kann, als ein auf den ersten Blick preiswertes Filialbankkonto. Besonders dann, wenn man bemerkt, dass 1.000 Buchungsposten pro Monat kostenfrei sind (Qonto), statt nur 10 (Commerzbank) oder kein einziger (Postbank). Wenn die Buchhaltungsintegration nichts kostet (Finom und Qonto), statt 53 Euro monatlich (Targobank). Oder aber wenn für Echtzeitüberweisungen keine Gebühr anfällt (N26) statt 1,50 Euro pro Vorgang (Commerzbank).

Empfehlung

Für größere Unternehmen mit komplexen Geschäften, die beratungsintensiv sind, und die einen starken Finanzierungspartner brauchen, empfiehlt sich ein Geschäftskonto bei einer Filialbank mit einem festen persönlichen Ansprechpartner. Wer sich bei der Kontosuche an Auszeichnungen orientieren mag: Die Commerzbank wurde unlängst vom Magazin „Euro“ als beste Filialbank 2024 ausgezeichnet.

Für Freiberufler, Selbstständige und kleine Unternehmen ist ein kostenloses Geschäftskonto, wie etwa das von Finom, oder ein günstiges leistungsstärkeres Konto, wie das von Qonto, eine gute Wahl. Besonders dann, wenn sie nur wenige Zahlungsein- und -ausgänge pro Monat haben, niemals eine SWIFT-Überweisung tätigen, nur selten in Echtzeit überweisen und kein Bargeld einzahlen müssen.

Vorteile und Nachteile von Geschäftskonten

Vorteile von Geschäftskonten

  • Mehr Übersicht

    Die Trennung von beruflichen und privaten Finanzen verbessert den Überblick.

  • Leichtere Buchhaltung

    Der bessere Überblick erleichtert Buchhaltung und Steuererklärung.

  • Schutz der Privatfinanzen

    Das Finanzamt erhält bei einer Prüfung keinen Einblick in die privaten Finanzen.

  • Mehr Funktionen

    Ein Geschäftskonto bietet mehr Funktionen als ein Privatkonto, z. B. Lastschriften ziehen.

  • Steuerlich absetzbar

    Kosten für Geschäftskonten sind steuerlich voll absetzbar, Kosten für geschäftlich genutzte Privatkonten nicht.

Nachteile von Geschäftskonten

  • Doppelte Kontoführungsgebühr

    Das Geschäftskonto verursacht neben dem Privatkonto zusätzliche Kosten.

  • Extragebühren

    Neben der Kontoführungsgebühr fallen weitere Kosten für viele Kontoleistungen an.

  • Keine Unterkonten

    Viele Geschäftskonten haben keine Unterkonten, sodass weitere gebührenpflichtige Konten eröffnet werden müssen.

  • Kein Dispo

    Bei Geschäftskonten gibt es in der Regel keinen Dispokredit.

Finanzfuchs: Wir stellen uns vor


Bei Finanzfuchs dreht sich alles um schlaues Finanzmanagement. Als Vergleichsportal für Verbraucher:innen bieten wir detaillierte Analysen und fundierte Empfehlungen, damit jeder seine Finanzen optimal steuern kann. Unsere Experten:innen wissen, wie kostbar Zeit ist – deshalb nehmen wir die Recherche ernst und durchforsten den Markt nach den besten Optionen und Möglichkeiten.

Zahlen sind unsere Leidenschaft. Mit der geballten Informationskraft von Finanzfuchs sind Verbraucher:innen immer einen Schritt voraus und können sicher sein, dass sie bestens informiert sind.

Häufig gestellte Fragen

Kann man ein Privatkonto als Geschäftskonto nutzen?

Kapitalgesellschaften dürfen das nicht, Einzelunternehmen und Inhaber von Personengesellschaften schon. Allerdings nur dann, wenn die allgemeinen Geschäftsbedingungen der Bank das zulassen. Andernfalls kann die Bank das Privatkonto kündigen oder in ein Geschäftskonto umwandeln.

Warum ist ein Geschäftskonto teurer als ein Privatkonto?

Bei einem Geschäftskonto ist die Zahl der Transaktionen und damit der Aufwand für die Kontoführung höher als bei einem Privatkonto. Die Kosten, die der Bank entstehen, müssen über die Kontogebühren gedeckt werden. Darum bieten die Geldhäuser passend zur Nutzungsintensität verschiedene Geschäftskontomodelle an.

Wie gut ist ein kostenloses Geschäftskonto?

Der Wegfall der Monatsgebühr ist vor allem für Freiberufler, Selbstständige und Kleinstunternehmen attraktiv. Allerdings haben kostenlose Geschäftskonten eingeschränkte Funktionen und sie sind auch nicht komplett kostenlos, da für viele Leistungen kleinere oder größere Gebühren anfallen. Wer aber nur wenige Buchungen und Leistungen pro Monat benötigt, kann getrost mit einem kostenlosen Geschäftskonto starten.