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Lesezeit – 8 Minuten
Zuletzt aktualisiert: 9 Juli, 2024

Fertighaus oder Massivhaus?

Während Fertighäuser in der Regel aus vorgefertigten Holzelementen entstehen, werden Massivhäuser aus Stein und Beton errichtet. Die unterschiedlichen Herangehensweisen beeinflussen nicht nur die Baukosten und die Bauzeit, sondern auch das Wohnklima, die Lebensdauer und den Wiederverkaufswert eines Hauses. Beide Konzepte im Vergleich.

Frank Baecke
Autor
Finanzfuchs
Geprüft von
Finanzfuchs-Redaktion

Das Wichtigste in Kürze:

  • Fertighäuser lassen sich schneller und günstiger errichten. Sie bieten aber nur wenige individuelle Gestaltungsmöglichkeiten.
  • Massivhäuser sind wertstabiler und der Architekt kann persönliche Wünsche berücksichtigen. Doch Planung und Bau dauern länger und die Baukosten sind höher.
  • Es gibt auch die Möglichkeit, Fertig- und Massivbauweise zu kombinieren.
  • Welches Konzept das richtige ist, hängt vom persönlichen Bedarf und vom Geldbeutel ab.

Ist die Entscheidung für den Bau eines eigenen Hauses gefallen, stellt sich im nächsten Schritt die Frage: Soll es ein Fertighaus oder ein Massivhaus werden? Beide Bauweisen haben ihre Vor- und Nachteile.

Fertighäuser bestehen aus standardisierten, vorgefertigten Elementen. Darum werden sie oft als „Häuser von der Stange“ bezeichnet. Dank der Fertigbauelemente lassen sie sich schnell und kostengünstig aufbauen. Allerdings sind die Individualisierungsmöglichkeiten geringer als bei frei geplanten Massivhäusern. Diese punkten mit Wertbeständigkeit, Individualisierbarkeit und höherem Wiederverkaufswert. Aber sie kosten mehr und benötigen eine längere Planungs- und Bauzeit.

Fertig- und Massivhaus im Vergleich

FertighausMassivhaus
Grundrissevorgegebenindividuell planbar
Bauzeitkürzerlänger
Baukostenniedrigerhöher
Bauphasewetterunabhängigwetterabhängig
BaumaterialHolzStein
Dämmungsehr gutsehr gut
Wärmespeicherungniedrigerhöher
Schallschutzgutsehr gut
Bezugsfertigkeitnach Fertigstellungnach Trocknungszeit
Wiederverkaufswertniedrigerhöher
Lebensdauer50 – 90 Jahre100 – 150 Jahre
Quelle: Eigenrecherche, Juni 2024

Was für und gegen ein Fertighaus spricht

Fertighäuser können in Musterhausausstellungen besichtigt, angefasst, ausgemessen und gedanklich eingerichtet werden. Der reale Eindruck von Größe, Materialanmutung, Baustil und Raumgefühl ist ein großer Vorteil gegenüber Massivhäusern, die in Form eines 3D-Modells oder einer Zeichnung beurteilt werden müssen.

Wer sich für ein Fertighaus interessiert, hat die Wahl zwischen vier Bautypen. Sie unterscheiden sich darin, wie viele Arbeiten der Bauherr selbst übernehmen möchte. Es gibt folgende Varianten:

  • Bausatzhaus: Der Fertighausanbieter liefert das Material, den Hausbau erledigt der Bauherr oder eine beauftragte Firma. 
  • Rohbauhaus: Der Fertighausanbieter erstellt die Gebäudehülle, mitunter auch die Innenwände und Treppen. Der Bauherr übernimmt den Innenausbau. Darum nennt man ein Rohbauhaus auch Ausbauhaus.
  • Schlüsselfertiges Haus: Der Fertighausanbieter ist für den gesamten Bau inklusive Haustechnik und voll ausgestatteten Badezimmern zuständig, nicht aber für Bodenbeläge und Malerarbeiten.
  • Bezugsfertiges Haus: Der Fertighausanbieter erledigt auch den gesamten Innenausbau inklusive Bodenbelägen, Fliesen, Tapeten und Anstrichen.
  • Nur wenige Änderungen möglich

    Meist bieten Fertighaushersteller ihre Häuser in mehreren Ausstattungsvarianten an. Darüber hinausgehende Individualisierungen, etwa eine andere Anzahl oder Positionierung der Fenster, können jedoch nur in geringem Maße und auch nur in der Planungsphase berücksichtigt werden. Während der Produktion der Hauselemente sowie beim Aufbau des Hauses sind keine Änderungen mehr möglich.

  • Produktion unabhängig von Witterung

    In der Regel bestehen Fertighäuser aus standardisierten Wand-, Decken- und Dachelementen, die in großen Produktionshallen hergestellt werden. Die Elemente sind gedämmt, verputzt und mit allen Leitungen ausgestattet und werden beim Kunden auf einer vorbereiteten Bodenplatte zum fertigen Haus zusammengesetzt. Anders als der Bau eines Massivhauses ist die Produktion eines Fertighauses unterm Hallendach wetterunabhängig. Das wirkt sich ebenso wie die Standardisierung der Bauteile positiv auf Bauzeit und Baukosten aus.

  • Fertigbau ist fast immer Holzbau

    Rund 95 Prozent aller Fertighäuser entstehen in Holzbauweise. In der Regel werden hierbei Holzrahmen mit Dämmmaterial gefüllt und mit Platten verkleidet. Als Innenwände kommen oft Platten aus Gipswerkstoffen zum Einsatz, als Außenwände meist Holzplatten. Die so aufgebauten Wände erfüllen die Energiesparhaus-Vorgaben. Sie haben aber gegenüber massiven Mauern eine geringere Wärmespeicherfähigkeit und, da sie dünner sind, auch einen niedrigeren Schallschutz. Ein sehr kleiner Marktanteil entfällt dagegen auf sogenannte massive Fertighäuser. Ihre Elemente werden nicht aus Holz vorgefertigt, sondern ähnlich wie beim Plattenbau aus Betonbaustoffen oder Ziegelmauerwerk.

  • Niedrigere Baukosten und kurze Bauzeit

    Durch die industrielle Vorfertigung und das Baumaterial Holz sind Fertighäuser preiswerter als Massivhäuser. Zudem verkürzt sich durch die bausatzartige Montage die Errichtung des Rohbaus, einschließlich Dach auf ein bis zwei Tage. Dadurch spart der Bauherr Geld, denn die kurze Bauzeit reduziert den Zeitraum, in dem er die Doppelbelastung aus Miete und Bauzinszahlung stemmen muss.

  • Geringerer Wiederverkaufswert

    Ein Fertighaus hat keine so hohe Wertstabilität wie ein Massivhaus. Seine Lebensdauer wird mit 50 bis 90 Jahren angegeben. Bei einem Verkauf nach 30 Jahren erzielt es einen rund 15 Prozent geringeren Preis als ein massiv gebautes Eigenheim.

Das spricht für und gegen Massivhäuser

Für wen die Nachteile des Fertighauses schwerer wiegen als die Vorzüge, der dürfte an einem Massivhaus mehr Freude haben. Dessen größte Vorteile sind die individuellen Gestaltungsmöglichkeiten und die Wertbeständigkeit.

  • Mehr Gestaltungsfreiheit

    In der Regel werden Massivhäuser von einem Architekten nach den Vorstellungen und Wünschen des Bauherrn entworfen. Damit bieten sie schon in der Entwurfsphase deutlich mehr Gestaltungsspielraum als Fertighäuser. Ein Massivhaus lässt sich aber auch noch viele Jahre nach dem Bau problemlos individualisieren. Soll zum Beispiel der Grundriss an eine veränderte Lebenssituation angepasst werden, dann können Wanddurchbrüche, Anbauten oder Aufstockungen viel leichter realisiert werden als in Fertighäusern.

  • Gemauert und unterkellert

    Für Massivhäuser spricht vor allem, dass sie solide, Stein auf Stein errichtet werden. Hinzu kommt, dass sie meist auf einem unterirdischen Geschoss errichtet werden, während Fertighäuser in der Regel ab Oberkante Bodenplatte angeboten werden, also ohne Keller. Letzterer kann die Bausumme um bis zu ein Drittel erhöhen.

  • Langlebig, schädlingsresistent, feuerfest

    Durch ihre solide Bauweise sind Massivhäuser deutlich haltbarer als Fertighäuser. Ihre Lebensdauer wird mit 100 bis 150 Jahren angegeben. Darum ist ihr Wiederverkaufswert höher. Zudem sind sie im Vergleich zu Fertighäusern aus Holz kaum anfällig für Schädlingsbefall und haben eine höhere Feuerwiderstandsklasse. Stein und Beton brennen nicht, emittieren keine Giftgase und bewahren auch bei großer Hitzeeinwirkung ihre Tragfähigkeit.

  • Gutes Wohnklima

    Massivhäuser halten im Winter die Wärme drinnen und im Sommer die Hitze draußen. Des Weiteren spricht für gemauerte Wände, dass sie frei von Schadstoffen sind und die Feuchtigkeit besser regulieren als Trockenbauwände in Fertighäusern. Letztere sind zur Erreichung einer hohen Energieeffizienz nahezu luftdicht gedämmt, sodass neben Wärme auch Feuchtigkeit kaum entweichen kann und die Gefahr von Schimmelbildung besteht.

  • Massivhausbau ist witterungsabhängig

    Während Fertighäuser in Produktionshallen völlig unabhängig von Wind und Wetter gefertigt werden, findet der Bau eines Massivhauses unter freiem Himmel statt und ist jeden Tag vom Wetter abhängig. Lang anhaltend schlechtes Wetter kann die Bauarbeiten stark verzögern und eine Verlängerung des Baukredits sowie längere Zinszahlungen nach sich ziehen.

  • Hohe Baukosten und lange Bauzeit

    Massivhäuser sind teurer als Fertighäuser, da sie nicht aus standardisierten Elementen in Massenfertigung entstehen. Stattdessen müssen alle Materialien zur Baustelle gebracht werden. Auch das zeitintensive Mauern von Stein auf Stein, die Umsetzung von Extrawünschen des Bauherrn sowie wetterbedingte Verzögerungen verteuern und verlängern den Bau von Massivhäusern im Vergleich zu Fertighäusern. Hinzu kommen die lange Vorlaufzeit für die individuelle Gestaltung des Massivhauses und die Bauplanung.

Entscheidungshilfe: Welche Bauweise für wen geeignet ist

KriterienFertighausMassivhaus
Individuelle Planung
Günstige Baukosten
Schnell bezugsfertig
Bauzeit spielt keine Rolle
Sparen durch Eigenleistung
Alles einer Firma überlassen

Die Kombination aus Massiv- und Fertighaus

Neben Massiv- und Fertighäusern gibt es Massivfertighäuser. Sie verbinden beide Bauweisen miteinander. Für Massivfertighäuser werden Plattenelemente aus massiven Baustoffen wie Hochlochziegeln, Kalksandstein oder Porenbetonstein vorgefertigt und wie beim Fertighaus auf der Baustelle zusammengesetzt. Die Decken entstehen vor Ort in klassischer Massivbauweise.

Ein Massivfertighaus ist teurer als ein herkömmliches Fertighaus, aber günstiger als ein klassisches Massivhaus. Die Vorfertigung sorgt für einen schnelleren Bau und kürzere Trocknungszeiten. Das bringt neben der Kosteneinsparung einen weiteren Vorteil: Ein Massivfertighaus kann eher bezogen werden als ein klassisches Massivhaus. Zudem bietet es im Gegensatz zum Fertighaus eine höhere Festigkeit, eine längere Lebensdauer und damit eine größere Wertstabilität.

Ein Massivfertighaus könnte damit für viele, die sich weder für ein Fertighaus noch für ein Massivhaus erwärmen können, die Alternative sein.

Vorteile und Nachteile beim Bau von Fertighäusern

Vorteile von Fertighäusern

  • Kurze Bauzeit

    Dank vorgefertigter Teile lassen sich Fertighäuser schnell errichten.

  • Niedrige Baukosten

    Das Baumaterial Holz und die standardisierte Fertigung senken die Kosten.

  • Wetterunabhängig

    Der Bau von Fertighaus-Elementen erfolgt wetterunabhängig in großen Hallen.

  • Eher bezugsfertig

    Fertighäuser sind schnell montiert und durch kurze Trocknungszeiten (kaum Beton und Mörtel) früher bezugsfertig.

Nachteile von Fertighäusern

  • Niedriger Wiederverkaufswert

    Nach 30 Jahren ist ein Fertighaus bis zu 15 Prozent weniger wert als ein Massivhaus.

  • Wenig Gestaltungsspielraum

    Individuelle Vorstellungen sind nur stark eingeschränkt umsetzbar.

  • Geringe Wärmespeicherung

    Fertighauswände aus Holz speichern weniger Wärme als massive Wände aus Stein.

  • Weniger Schallschutz

    Fertighauswände sind dünner als Massivhauswände und bieten weniger Schallschutz.

Vorteile und Nachteile beim Bau von Massivhäusern

Vorteile von Massivhäusern

  • Individuell planbar

    Massivhäuser werden von Architekten nach den Vorstellungen des Bauherrn entworfen.

  • Hohe Wertstabilität

    Die massive Bauweise sorgt für hohe Lebensdauer und gute Wiederverkaufspreise.

  • Gutes Wohnklima

    Die bessere Luft- und Feuchtigkeitszirkulation bewirkt ein ausgeglicheneres Wohnklima.

  • Temperaturausgleichend

    Die massiven Mauern halten das Haus im Sommer kühl und im Winter warm.

Nachteile von Massivhäusern

  • Lange Bauzeit

    Das Stein-auf-Stein-Bauen
    und die anschließende Trocknungsphase benötigen Zeit.

  • Höhere Baukosten

    Das Bauen mit einem Architekten, die teureren Materialien und die längere Bauzeit verursachen höhere Kosten als bei einem Fertighaus.

  • Witterungsabhängig

    Schlechtes Wetter kann zu Bauverzögerungen und höheren Baukosten führen.

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Häufig gestellte Fragen zu Fertighäusern und Massivhäusern

Was ist besser: Fertighaus oder Massivhaus?

Ein Massivhaus ist langlebig, wertbeständig und nach individuellen Wünschen gestaltbar. Aber es ist teuer und der Bau dauert lange. Ein Fertighaus ist schneller errichtet und kostet weniger. Dafür ist die Lebensdauer kürzer und der Wiederverkaufswert geringer. Welche Variante die bessere ist, hängt von den persönlichen Bedürfnissen ab. Manche benötigen ein Haus nur so lange, bis die Kinder aus dem Haus sind, und ziehen dann in eine Wohnung. Andere bauen ein Haus für ihr Alter oder als Wertanlage.

Wie stabil ist ein Fertighaus?

Aus Holzbauteilen errichtete Fertighäuser sind sehr stabil, aber weniger robust als gemauerte Massivhäuser. Letztere können aufgestockt werden. Auch halten sie Sturm und Schneelast besser stand als Fertighäuser, die unter solchen Belastungen mitunter ächzen und knacken. Zudem kann es in Fertighäusern bei ungenügender Holzpflege zu Schädlingsbefall und Feuchtigkeitsproblemen an den wasserempfindlichen Baumaterialien kommen.

Wie lässt sich kostengünstig bauen?

Wer günstig bauen will, wählt ein Fertighaus statt ein Massivhaus. Auch bei der Grundstücks- und Hausgröße lässt sich sparen: Weniger Quadratmeter bedeuten weniger Kosten. Der Verzicht auf Keller, Balkon, Dachgauben oder Erker spart weiteres Geld. Kostensenkungspotenzial bieten außerdem die Innenausstattung (z. B. Laminat statt Parkett), die Gestaltung des Außenbereichs (z. B. Carport statt Garage) und die Erbringung von viel Eigenleistung.