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Lesezeit – 8 Minuten
Zuletzt aktualisiert: 13 September, 2024

Girokonten immer noch kostenpflichtig

Viele klassische Banken verlangen immer noch Gebühren für ein Girokonto, obwohl die Niedrigzinsphase vorbei ist und die Kundeneinlagen den Banken satte Zinsen einbringen. Wie schön wäre es doch, gäbe es Girokonten, die auch ohne Mindestgehaltseingang nichts kosten und noch dazu Zinsen abwerfen. Gibt es nicht? Doch!

Frank Baecke
Autor
Iris-Schulte-Renger
Geprüft von
Iris Schulte-Renger , Head of Content

Das Wichtigste in Kürze:

  • Statt die Zinserhöhungen der letzten Jahre an die Kunden weiterzugeben, streichen viele Banken die gestiegenen Zinsen selbst ein.
  • Meist verzichten Banken erst dann auf Kontogebühren, wenn monatlich ein Mindestbetrag eingezahlt wird. Guthabenzinsen bekommt der Kunde trotzdem nicht. 
  • Alternativen finden Kontonutzer bei Onlinebanken. Hier gibt es kostenlose Girokonten mit Guthabenverzinsung und weiteren Vorteilen.

In Deutschland müssen 82 Prozent aller Bankkunden für ihr hauptsächlich genutztes Girokonto Gebühren zahlen. Bei jedem zweiten Kunden hat die Bank in den letzten zwei Jahren die Gebühren erhöht. Sparkassenkunden verfügen am seltensten über ein günstiges oder kostenfreies Konto. Das ergab eine repräsentative Umfrage des Vergleichsportals Verivox im April 2024. 

„Infolge der Zinswende ist das Girokonto für viele Banken und Sparkassen zum doppelten Umsatzbringer geworden“, sagt Oliver Maier, Geschäftsführer der Verivox Finanzvergleich GmbH. „Zum einen bescheren die Kontoguthaben den Geldhäusern inzwischen wieder attraktive Zinsüberschüsse und Überziehungen werden mit höheren Dispozinsen bepreist. Zum anderen drehen viele Kreditinstitute weiter an der Gebührenschraube und generieren dadurch zusätzliche Einnahmen.“

Girokonto-Kosten bei klassischen Anbietern

Wie hoch die Girokonto-Kosten für Verbraucher sind, ist je nach Bankgruppe verschieden: 

  • Bei den Banken haben laut der Verivox-Studie nur 29 Prozent der befragten Kunden ein günstiges Hauptkonto (unter 50 Euro pro Jahr) und nur 18 Prozent ein kostenfreies Konto. 

  • Bei den Sparkassen verfügt nicht einmal jeder vierte Kunde (23 Prozent) über ein günstiges Hauptkonto, nur 7 Prozent besitzen eine kostenfreie Bankverbindung. 

  • Bei den Genossenschaftsbanken zahlen 33 Prozent der Kunden weniger als 50 Euro pro Jahr für ihr Konto, 9 Prozent nutzen ein Gratiskonto. 

Betrachtet man die Deutsche Bank, die Commerzbank und die Sparkassen stellvertretend für die drei genannten Hauptgruppen unter den Universalbanken, dann reicht die Preisspanne für kostenpflichtige Girokonten aufs Jahr gerechnet von 60 Euro bis rund 167 Euro. Im folgenden Vergleich dient die Sparkasse KölnBonn als Beispiel für die vielen regional tätigen Sparkassen mit ihren verschiedenen Gebühren.

Kontokosten und ausgewählte Leistungen bei klassischen Geldinstituten

Deutsche BankCommerzbankSparkasse KölnBonn
Monatspreis6,90 € AktivKonto

13,90 € BestKonto
6,90 € KlassikKonto

12,90 € PremiumKonto
5 € Giro Privat

9 € Giro Privat Premium
Girocard / Debitkartekostenloskostenloskostenlos
Bargeldauszahlung am Automatenkostenloskostenloskostenlos
Visa- /Mastercard Jahrespreis82 € (AktivKonto)

0 € (BestKonto)
1 Mastercard Debit für 2 Nutzer inklusive (KlassikKonto)

2 Visa- und 2 Mastercards pro Nutzer inklusive (PremiumKonto)
30 € Mastercard Classic
84 € Mastercard Gold
200 € Mastercard Platinum
Webseitedeutsche-bank.decommerzbank.desparkasse-koelnbonn.de
Quelle: Webseiten der Anbieter. Stand: 30.05.2024

Der Vollständigkeit halber sei gesagt, dass Banken und Sparkassen neben gebührenpflichtigen Girokonten auch kostenfreie Bankverbindungen anbieten. Diese sind aber nur unter bestimmten Voraussetzungen zu haben. Das oben genannte „Giro Privat“-Konto der Sparkasse KölnBonn ist zum Beispiel nur für Kunden zwischen 18 und 24 Jahren kostenfrei. Bei der Deutschen Bank heißt das kostenfreie Angebot „Das Junge Konto“. Wie der Name schon ahnen lässt, ist es Schülern, Azubis, Studenten und Freiwilligendienstleistenden bis 30 Jahre vorbehalten. Für die gleiche Zielgruppe hält die Commerzbank das „StartKonto“ bereit, das für 7- bis 27-Jährige kostenfrei ist. Für alle anderen gibt es das „Kostenlose Girokonto“, das aber nur bei einem Geldeingang von mindestens 700 Euro im Kalendermonat nichts kostet. Andernfalls werden 9,90 Euro fällig.

Man kann es drehen und wenden, wie man will: Wer kein Azubi oder Student mehr ist, findet bei klassischen Geldinstituten praktisch kein kostenloses Girokonto. Das muss aber niemand als unausweichliches Schicksal hinnehmen. Inzwischen haben sich Online-Banken im Markt etabliert, die auf Kontoführungsgebühren verzichten. 

Kostenfreie Girokonten bei Online-Banken

Online-Banken betreiben ihr Geschäft überwiegend oder vollständig online. Die Kunden greifen via Smartphone oder Webbrowser auf ihre Konten zu. Da solche Banken, die auch Direkt- oder Neobanken genannt werden, keine Filialen mit Mitarbeitern unterhalten, können sie günstige und kostenlose Girokonten für alle Kundengruppen anbieten. Wer auf die persönliche Beratung in einer Bank oder Sparkasse vor Ort verzichten kann, für den sind Online-Banken eine Möglichkeit, Bankgebühren einzusparen.  

Die folgende Tabelle zeigt beispielhaft die Kontogebühren von zwei bekannten und sehr gut bewerteten Online-Banken: N26 und C24. Die N26 AG war die erste Online-Bank, die von der BaFin eine deutsche Vollbanklizenz erhielt. 2013 gegründet, bietet das Unternehmen seine Dienste heute in 23 Ländern Europas und in Brasilien an. Die C24 Bank wurde 2020 gegründet. Sie ist Teil der Check24-Gruppe, die für ihr gleichnamiges Preisvergleichsportal bekannt ist.

Kontokosten und ausgewählte Leistungen bekannter Online-Banken

N26C24
Monatspreis0 € N26 Standard0 € C24 Smart
Girocard / Debitkarte0 € Virtual Mastercard Debit

0 € physische Maestro-Karte (zusätzlich auf Wunsch für 10 € einmalige Liefergebühr)
0 €
Bargeldauszahlung am AutomatenMastercard 3 Abhebungen pro Monat kostenfrei, jede weitere 2 €

Maestro 2 € pro Abhebung in Euro
Mastercard 4 Abhebungen pro Monat kostenfrei
Visa- / Mastercard0 € Mastercard (10 € einmalige Liefergebühr)0 € physische Mastercard

0 € virtuelle Mastercard
Webseiten26.comc24.de
Quelle: Webseiten der Anbieter. Stand: 30.05.2024

Bei N26 und C24 gibt es auch kostenpflichtige Kontomodelle. Wer jedoch ein Girokonto ohne monatliche Grundgebühr, ohne Mindestgeldeingang sowie mit mehreren gebührenfreien Abhebungen pro Monat und kostenloser Mastercard sucht, ist bei der C24 Bank richtig. Fast die gleichen Konditionen bietet N26, hier fallen lediglich 10 Euro einmalige Liefergebühr für die physischen Karten an. 

Zinsen aufs Girokonto-Guthaben

Neben dem Wegfall der monatlichen Kontogebühren bieten manche Onlinebanken einen weiteren Vorteil gegenüber Bank- und Sparkassen-Konten: Es gibt Zinsen aufs Guthaben.

  • C24 zahlt 2,50 Prozent Zinsen p. a. auf Girokonto-Guthaben bis 50.000 Euro. Das übertrifft die Zinssätze vieler Tagesgeldkonten.
  • Auch auf den vier kostenlosen Unterkonten zum C24 Smart-Konto erhalten Kunden 2,50 Prozent Zinsen, und das immerhin bis zu einer Guthabenhöhe von 5.000 Euro.

N26 verzinst nur Guthaben auf Tagesgeldkonten. Nutzer des kostenlosen N26 Standard-Kontos erhalten auf dem dazugehörigen Tagesgeldkonto derzeit 1,26 Prozent Zinsen p. a.

Bestes Girokonto 2024

Wer keine Vorbehalte gegen ein ausländisches Geldinstitut hat, für den könnte auch die niederländische Neobank bunq interessant sein. Neue Kunden mit Wohnsitz in Deutschland erhalten hier in den ersten vier Monaten 4,01 Prozent Zinsen auf ihr Girokonto-Guthaben. Danach gilt der Standardzinssatz von 1,56 Prozent. Einziger Haken: Das bunq Girokonto Easy Bank ist nicht gratis, es kostet 3,99 Euro pro Monat.

Vorteile und Nachteile von Girokonten

Vorteile von Girokonten

  • Bargeldloses Zahlen

    Ausgaben und Einnahmen lassen sich ohne Bargeld abwickeln.

  • Finanzieller Spielraum

    Dank Dispokredit steht auch Geld über das eigene Guthaben hinaus bereit.

  • Bargeld überall verfügbar

    Mit Giro- oder Kreditkarte sind Barabhebungen jederzeit und überall möglich.

  • Kurze Kündigungsfrist

    Girokonten können jederzeit mit einer Frist von maximal 4 Wochen gekündigt werden.

  • Gesicherte Einlagen

    Guthaben sind bis 100.000 Euro pro Kunde und Bank gesetzlich abgesichert.

Nachteile von Girokonten

  • Kaum Guthabenzinsen

    In der Regel keine oder nur geringe Guthabenzinsen.

  • Hohe Dispozinsen

    Wer seinen Dispokredit nutzt, zahlt hohe Überziehungszinsen.

  • Zusätzliche Kosten

    Für manche Leistungen fallen Gebühren an, z. B. Geldabheben an Fremdautomaten.

  • Kein Datenschutz

    Finanzbehörden können seit 2005 Einsicht ins Konto nehmen.

Finanzfuchs: Wir stellen uns vor


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Häufig gestellte Fragen zur Oldenburgischen Landesbank

Müssen Girokonto-Zinsen versteuert werden?

Ja. Zinsen auf Girokonto-Guthaben sind Erträge aus Kapitalanlagen und unterliegen der Kapitalertragsteuer. Diese beträgt pauschal 25 Prozent. Hinzu kommen 5,50 Prozent Solidaritätszuschlag und gegebenenfalls je nach Bundesland 8 bis 9 Prozent Kirchensteuer. Allerdings sind Kapitaleinkünfte bis 1.000 Euro dank Sparer-Pauschbetrag steuerfrei. Bei Ehepaaren sind es 2.000 Euro.

Wie oft werden Girokonto-Zinsen gutgeschrieben?

Das handhabt jede Bank anders. Üblich sind monatliche oder quartalsweise Zinsgutschriften. Die C24 Bank zum Beispiel schreibt die Zinsen für Girokonto-Guthaben automatisch an jedem Quartalsende gut, die Zinsen aufs Tagesgeldpocket werden monatlich ausgezahlt.

Muss ich eine Erhöhung der Kontogebühren hinnehmen?

Nein. Seit April 2021 müssen Bankkunden der Erhöhung von Kontoführungsgebühren ausdrücklich zustimmen. Zuvor reichte es aus, die Kunden lediglich zu informieren. Kündigte der Kunde daraufhin sein Girokonto nicht, galt die Preiserhöhung als akzeptiert. Heute gilt: Erteilt der Kunde keine Einwilligung, ist die Gebührenerhöhung unzulässig. Allerdings haben die Banken dann das Recht, das Girokonto mit einer Frist von zwei Monaten zu kündigen.